Im Projekt UNEQUALMAND werden, politische (Un-)Gleichheiten auf den verschiedenen Ebenen des politischen Entscheidungsprozesses vergleichend für Deutschland und Frankreich untersucht. Der Fokus richtet sich hierbei auf die Formulierung und die Erfüllung von Wahlversprechen mit Blick auf die politische Repräsentation sozialer Gruppen. Das Projekt nimmt dabei sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite des politischen Wettbewerbs in den Blick. Für welche Gruppen werden Wahlversprechen gemacht und für wen werden sie umgesetzt? Welche Rolle spielen hierbei die Mobilisierungsressourcen und das gesellschaftliche Bild dieser Gruppen? Wie und unter welchen Bedingungen reagieren die Bürger:innen auf gruppenspezifische Wahlversprechen (prospektiv) und deren Erfüllung (retrospektiv)? Diese Fragen werden mit Hilfe eines innovativen Forschungsdesigns angegangen, das Daten zu Wahlversprechen, Umfragen, experimentelle Designs, und fallspezifischen Untersuchungen kombiniert. Das Projekt ist an der Universität Konstanz, Georg-August Universität Göttingen und Sciences Po Paris angesiedelt.
Vorstellung
Vorstellung
Politische Gleichheit ist Grundvoraussetzung und zentrales Prinzip der Demokratie. Vorliegende Forschungsergebnisse geben allerdings Anlass zum Zweifel ob der tatsächlichen Verwirklichung dieses Ideals und weisen auf „ungleiche Responsivität“ politischer Akteure hin. Dieses Projekt untersucht,politische (Un-)Gleichheiten vergleichend für Deutschland und Frankreich auf den verschiedenen Ebenen des politischen Entscheidungsprozesses. Der Fokus liegt hierbei auf der Formulierung und der Erfüllung von Wahlversprechen mit Blick auf die politische Repräsentation sozialer Gruppen.
Das Projekt betrachtet die Angebots- und die Nachfrageseite des politischen Wettbewerbs. Auf der Angebotsseite argumentieren wir, dass für soziale Gruppen mit hohen Mobilisierungsressourcen und einem positiven gesellschaftlichen Bild überproportional oft Wahlversprechen formuliert werden und für diese Gruppen im Wahlkampf formulierte Versprechen nach der Wahl auch häufiger umgesetzt werden. Zudem gehen wir davon aus, dass das gesellschaftliche Bild einer Gruppe eine größere Rolle im Wahlkampf (pledge making) und die Mobilisierungsressourcen eine größere Rolle bei der Umsetzung der Versprechen in policies (pledge fulfillment) spielt. Auf der Nachfrageseite gehen wir davon aus, dass gruppenbasierte Heuristiken und die Ambiguität eines Versprechens die Wahrnehmung und Bewertung von Wahlversprechen durch die Bürger:innen beeinflussen.
UNEQUALMAND wird einen wichtigen Beitrag zur Forschung zu ungleicher Responsivität, Public Policy, Parteienwettbewerb und Wahlversprechen leisten, indem die folgenden Fragestellungen mit Hilfe eines Mixed-Methods Forschungsdesigns untersucht werden:
- Für welche Gruppen werden Wahlversprechen gemacht und für wen werden sie umgesetzt? Welche Rolle spielen hierbei die Mobilisierungsressourcen und das gesellschaftliche Bild dieser Gruppen?
- Wie und unter welchen Bedingungen reagieren die Bürger:innen auf gruppenspezifische Wahlversprechen (prospektiv) und deren Erfüllung (retrospektiv)?
Forschungsdesign
Forschungsdesign
UNEQUALMAND stützt sich auf ein Mixed-Methods-Forschungsdesign, das es erlaubt, hypothesentestende mit eher induktiven Ansätzen zu kombinieren, die für eine neue Forschungsagenda von zentraler Relevanz sind. Um zu untersuchen, welche soziale Gruppen von Parteien (D) und Kandidierenden (F) Gruppen im Wahlkampf angesprochen werden und für welche Gruppen, die Wahlversprechen umgesetzt werden, sammeln wir zunächst quantitative Daten zu Versprechen in Wahlprogrammen und deren Umsetzungsstatus (Zeitraum: 1995/98 – 2021/22). Dieses Work Package 1 (WP1) umfasst zudem die Identifizierung und Kodierung von Gruppen, die in den Wahlversprechen implizit oder explizit angesprochen werden (induktives Vorgehen) sowie die Kodierung einer Vielzahl an weiteren Charakteristika der Versprechen. In WP2 werden außerdem Daten zu zwei zentralen Gruppencharakteristika für den Zeitraum 1995/98-2021/22 gesammelt: die Mobilisierungsressourcen (Wahlbeteiligung, politische Macht) und das gesellschaftliche Bild (deservingness perceptions) von Gruppen. Die in WP1 und WP2 gesammelten Daten werden zur induktiven Erstellung einer Typologie von sozialen Gruppen und deren Eigenschaften (Mobilisierungsressourcen, gesellschaftliches Bild) genutzt und erlauben darüber hinaus, unsere Hypothesen zu prüfen. Zudem sind sie Grundlage für die Erstellung (WP3) zweier Umfragen (inkl. Survey-Experimenten), die im Frühjahr 2023 in Frankreich (ein Jahr nach der Präsidentschaftswahl) und im Herbst 2023 in Deutschland (Halbzeit der Legislaturperiode) durchgeführt werden und die Wahrnehmung und Bewertung von Wahlversprechen durch die Wähler:innen analysieren sollen. Qualitative Prozessanalysen von ausgewählten Fällen (nicht-)erfüllter gruppenspezifischer Versprechen (WP4) erlauben zudem die Aufdeckung kausaler Mechanismen, die zur Erklärung des Zusammenspiels von Gruppen, Versprechen und deren Erfüllung beitragen sollen und die induktive Generierung neuer Hypothesen ermöglichen.
Bild: Dr. Isabelle Guinaudeau (©Alexis Lecomte)
Bild: Selma Šarenkapa (©Alexis Lecomte)