Kinderdemokratie an Hannoveraner Ganztags-Grundschulen

Das vorliegende Projekt hat das Ziel in Kooperation mit der Stadt Hannover die Teilhabe von Kindern in Ganztagsgrundschulen zu stärken. Der Ganztag bietet den Grundschulen dabei neue Chancen: Die Kinder sind nicht nur länger an der Schule sondern nutzen ihre Zeit intensiver. Hier ist Partizipation das Schlagwort: Die Kinder sollen ihre Lebenswelt mitgestalten können. Mit den Kindern wird Demokratiebildung betrieben und im Sinne eines ganzheitlichen Partizipationsverständnisses versucht, die Wurzeln für eine demokratische und partizipationsfreundliche Schulkultur zu legen. In ausgewählten Hannoveraner Grundschulen (derzeit Beuthener Straße und Fuhsestraße) wird das Projekt in Klassen und im Ganztagsbereich in Arbeitsgemeinschaften durchgeführt. In wöchentlichen Treffen werden die Schülerinnen und Schüler zu einer partizipativen Schulbildung hingeführt. Nur wenn klar ist, warum manchmal Vertretung Sinn ergibt und wann auch nicht, kann diese als sinnvolles demokratisches Instrument eingesetzt werden und nur, wenn Kinder ihre Rechte kennen und mit dem notwendigen Wissen und Selbstzutrauen ausgestattet sind, sind sie in der Lage an der Gestaltung ihres Umfelds teilzuhaben. Das gleichzeitige Durchführen in Arbeitsgruppen im Vor- und im Nachmittag bietet die Chance, den Ganztag stärker in den Schulbetrieb zu integrieren. Die altersgerecht aufgearbeiteten demokratiedidaktischen Maßnahmen haben dabei unterschiedliche thematische Schwerpunkte wie z.B. Kinderrechte, Meinung und Vertretung.

Demokratiebildung mit Kindern sowie die Erforschung von Demokratievorstellungen von Kindern sollen gleichermaßen im Projekt bearbeitet werden. Praxis und Forschung sollen ineinander übergehen. Anknüpfend an das Kinderdemokratieprojekt (2011-2014) werden neue Unterrichtsmaterialien und -formen entwickelt. All diese Materialien sind didaktisch und politikwissenschaftlich – theoretisch und mit praktischen Erfahrungen – unterfüttert und reagieren auf aktuellste Forschungsergebnisse aus beiden Bereichen. So entsteht die Möglichkeit basierend auf den Erfahrungen, Evaluationen und durch die Integration neuer Erkenntnisse laufend Verbesserungen vorzunehmen.

Das Ziel dieses Projektes ist die nachhaltige Etablierung von Demokratiebildung, einer demokratischen Kultur und damit verbundenen Partizipationsmöglichkeiten an Grundschulen. Wir versuchen den langen Prozess demokratischer Teilhabe, Stück für Stück aufzubrechen. Denn nur wenn Kinder sich ihrer eigenen Meinungen und Bedürfnisse, aber auch der Tatsache, dass diese anderen entgegenstehen können, bewusst sind, können sie auch mitreden und sich politisch einbringen. Das Institut möchte eine Schnittstelle zwischen pädagogischer Praxis, Forschung und der Öffentlichkeit, die regelmäßig über unsere Bemühungen und Forschungsergebnisse informiert wird, bilden.

Unterrichtsmaterial

Das Göttinger Institut für Demokratieforschung hat in Kooperation mit dem Niedersächsischen Kultusministerium die „Arbeitsblätter zur Demokratieerziehung in der Grundschule“ entwickelt. Mit ihrer Hilfe können politische und gesellschaftliche Themen im Grundschulunterricht behandelt werden.

Die erste Ausgabe befasst sich mit dem Thema „Meinungspluralismus“, einem elementaren Bestandteil moderner demokratischer Gesellschaften. Die Aufgaben wurden so gestaltet, dass sie für alle Schuljahrgänge im Primarbereich geeignet sind.

Ergebnisse aus dem Projekt „Kinderdemokratie“, das von der Friede-Springer-Stiftung gefördert wird, fließen unmittelbar in die „Arbeitsblätter zur Demokratieerziehung in der Grundschule“ ein. Die „Göttinger Kinderdemokratie“ erforscht, was Kinder unter Demokratie verstehen und wie sie Demokratie wahrnehmen. Dabei konnte belegt werden, dass (auch) Kinder im Grundschulalter ein Interesse an politischen Themen und Freude an der Beschäftigung mit ihnen haben.

Die vorliegenden Arbeitsblätter sind als Anregung dafür gedacht, politische und gesellschaftliche Themen nach den Maßstäben der demokratischen Idee und in Übereinstimmung mit dem Kerncurriculum für die Grundschule angemessen und interessant im Unterricht zu behandeln.