Was ist, was war, was kommt

Wir wünschen allen Lesern frohe Weihnachten und alles Gute für das neue Jahr!

Franz Walter zieht Bilanz über die ersten Monate des Göttinger Instituts für Demokratieforschung

Seit dem 1. März gibt es nun das Göttinger Institut für Demokratieforschung. Und seit Ende Oktober ist es in einem von der Universität wunderschön hergerichteten Haus an der Weender Landstraße untergebracht. Mit dem Umzug sind die Produktivität, die Kreativität und die Lust an Projekten bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch einmal verblüffend stark angestiegen. Neue Räume, kurze Wege, ausreichend Platz für Gruppenbesprechungen – all das bedeutet dann doch mehr als nur ein baulicher Rahmen oder eine ordentliche Büroausstattung. Gleichviel, alle sind derzeit mit ihrem neuen Domizil glücklich. Bleibt zu hoffen, dass diese Stimmung anhält.

Im Übrigen: Es gibt im Treppenhaus und einigen anderen Räumlichkeiten nunmehr eine Fotoausstellung, der wir den Titel „Umkämpfte Demokratie und kontroverse politische Kultur“ gegeben haben und die 150 Jahre Geschichte der Auseinandersetzungen um die Demokratie in Deutschland ausschnittsweise dokumentieren soll. Die Ausstellung beginnt mit August Bebel und endet mit den Protesten gegen Stuttgart 21. Die Schau will nicht „repräsentativ“ sein, nicht die politischen Spektren nach starren „Proporzen“ abbilden. Sie ist nicht auf ängstliche und stets nur vermeintliche „Neutralität“ erpicht. Hier fehlen Bismarck, Ebert, Adenauer und Schmidt, auch Merkel. Aber hier kommen Windthorst, Lasker, Bebel und Marx vor – wohlgemerkt Wilhelm Marx von der katholischen Zentrumspartei. Auch die populistischen und intellektuellen Gegner der Demokratie, wie Adolf Stöcker und Carl Schmitt, werden präsentiert, denn man sollte wissen, was demokratische Gesellschaften wieder und wieder in Gefahr bringt. Dazu kommt: Die Fotos und Kommentare werden im Laufe der Zeit wechseln; andere Gesichter werden zu sehen sein, andere Geschichten erzählt, andere Milieus zur politischen Kultur der deutschen Gesellschaft vom 19. bis 21. Jahrhundert vorgestellt. Denn das ist ja eine Maxime des Instituts: die ständige, neugierige, sich korrigierende und erweiternde Auseinandersetzung. Jedenfalls: Man sollte mal reinschauen.

Für 2011 sind viele (neue) Vorhaben im Visier. Darüber wird in den nächsten Newslettern zu reden sein.

Jetzt sind wohl alle Institutler erst einmal heilfroh, dass ein paar Tage Ruhe zu erwarten stehen, dass man keine politologischen Bücher lesen muss (und fraglos auch nicht sollte), dass man keinen einzigen Gedanken an „Wählermärkte“, „Parteienwettbewerbe“, „Mehrebenensysteme“ oder „Governance-Modelle“ und ähnlich dröges Zeugs zu verschwenden braucht. Ginge es nach mir, würde ich es auch nach den Weihnachtsferien so halten.

In diesem Sinne: Schöne Festtage und ein gutes 2011.